Nach dem Tod seiner Frau vor einigen Jahren hat Wolfgang Mühlberger an vielen Dingen das Interesse verloren. Auch der Kontakt zu seiner Tochter Nathalie hat darunter gelitten. Als die psychiatrische Klinik, in die sie sich selbst eingewiesen hat, anruft und Mühlberg über Nathalies Tod informiert, bricht seine Welt vollends zusammen.

Wolfgang Mühlberger war nie besonders mutig. Aufgewachsen in der DDR hat er sich mit dem Regime irgendwie arrangiert, konnte studieren. Sehr zum Ärger seines damaligen Kommilitonen Joachim Zwanziger, dem wegen seiner Unangepasstheit vom Staat Steine in den Weg gelegt wurden. Aber das liegt lange zurück. Kontakt besteht nicht mehr.
Überhaupt hat sich Mühlberger sehr zurückgezogen, nachdem seine geliebte Frau an Krebs gestorben ist. Sie war das Zentrum der kleinen Familie. Iihrer einzigen Tochter Nathalie war sie eine liebevolle Mutter. ihrem Mann eine starke Partnerin. Nach ihrem Tod geriet das Familienleben aus den Fugen. Nathalie ist ausgezogen. Mühlberger blieb mit Galina, der Pflegerin seiner Frau, im Haus wohnen. Galina versorgt Haus und Garten, Mühlberger kümmert sich um seine Arbeit.
Dass es Nathalie nicht gut geht, weiß er. Auch dass sie zwischenzeitlich in der Psychiatrie ist. Sie hat sich selbst einweisen lassen. Aber er hat nicht die Kraft, sich intensiv um sie zu kümmern, was ihn selbst noch weiter runterzieht.
Erst als die Klinik ihn über Nathalies plötzlichen Tod informiert, rafft er sich auf. Er will wissen, was zu dieser plötzlichen Entwicklung geführt hat und steht unvermittelt vor den Scherben seiner Vergangenheit.
Und plötzlich holt dich die Vergangenheit ein
Eva Försters Erzählung Zorniger ist alles andere als Mainstream. Wer sich darauf einlässt, taucht tief in die Tragödie der Familie Mühlberger ein. Und erlebt, wie nachtragend und berechnend verletzter Stolz sein kann.
Zorniger von Eva Förster – ein Plädoyer dafür, mit der eigenen Vergangenheit rechtzeitig und umfassend aufzuräumen. Sonst rächt sie sich grausam.
Eva Förster
Eva Förster wurde 1968 in Berlin-Prenzlauer Berg geboren. Sie arbeitete im Berliner Ensemble und studierte Theaterwissenschaft in Berlin und Paris. Ab Mitte der neunziger Jahre arbeitete sie journalistisch für Hörfunk und Zeitung, verfasste Features, Theaterkritiken und ein Hörspiel.
Buchinfo: Zorniger von Eva Förster, erschienen bei Schiler&Mücke, 10. Februar 2025, 136 Seiten, Broschur, € 15,00, ISBN 978-3-89930-476-3. Danke für das Leseexemplar.

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