Christine Koschmieder: Schambereich – Über Sex sprechen

Christine Koschmieder war in einer Suchtklinik. Endlich weg vom Alkohol. Das war das Ziel. Doch jetzt steht sie vor einem anderen Problem. Wie soll sie ohne den Alkohol jetzt Nähe und Intimität zulassen? Und woher kommt die Angst vor Nähe?

Stell dir vor, du erkennst, dass du ein Alkoholproblem hast. Und du schaffst es, dich diesem Problem zu stellen. Du verbringst lange Zeit in einer Suchtklinik, nimmst die Hilfe an, die man dir dort bietet. Bist erfolgreich.

Dann bist du daheim und merkst: Der Alkohol war nur ein Symptom. Die eigentliche Ursache sitzt tiefer und du kannst sie einfach nicht fassen. Sie sorgt dafür, dass du dich nicht “zumuten” willst. Besonders dann, wenn es um Nähe, Liebe und Sex geht.

Klar, das hattest du alles, schließlich sind dir deine drei Kinder ja nicht zugeflogen. Ab du hast keine Ahnung, wie du die entsprechende Stimmung aktiv selbst herstellen sollst. Nüchtern. Ohne irgendeine Form von Betäubung im Vorfeld.

Danke für die Offenheit

Christine Koschmieder macht sich mit 50 auf, dieses Problem für sich zu lösen. Dabei helfen ihr Freundinnen, Ex-Lover und auch eine Sexualtherapeutin. Und sie stellt fest: Ein Problem rational verstanden zu haben, bedeutet noch lange nicht, dass der Körper es auch verstanden hat.

Indem sie in Schambereich – Über Sex sprechen ganz offen ihre Probleme anspricht, hilft sie Leserinnen und Lesern, sich weniger einsam zu fühlen, wenn sie merken, dass sie sich nicht ungehemmt anderen zumuten können. Dass sie Intimität nicht situativ einfach zulassen können.

Ich wette, in diesem Buch finden sich mehr Menschen wieder, als die Autorin beim Schreiben vermutet hat.

Christine Koschmieder

Christine Koschmieder wurde 1972 in Heidelberg geboren und lebt seit 1993 in Leipzig. Sie arbeitet als Autorin, Übersetzerin und Literaturagentin. Ihr Debütroman Schweinesystem (2014) war für den aspekte-Literaturpreis nominiert.

Buchinfo: Schambereich – über Sex sprechen von Christine Koschmieder, erschienen bei kanon, 11.10.2023, 184 Seiten, gebunden, € 20,00, ISBN 978-3-98568-096-2. Danke für das Leseexemplar.


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