Thorsten Schleif: Richter sterben besser

Erst wird Richter Siggi Buckmann fast von einem schwarzen SUV überfahren, dann verfehlt ihn nur knapp ein großer, herabstürzender Blumentopf. Das kann kein Zufall sein. Buckmann wittert einen Rachefeldzug gegen ihn. Feinde hat er sich nämlich genug gemacht.

Siggi Buckmann ist Richter am Amtsgericht und eigentlich mit seinem Leben ganz zufrieden. Er hat zwei großartige Töchter, die er leider viel zu selten sieht. Von ihrer Mutter ist er zwar zwischenzeitlich längst geschieden, aber sie haben unverändert ein sehr gutes Verhältnis zueinander. So gut, dass sie ihn und seine Freundin Robin zu ihrer Hochzeit in die mallorquinischen Berge eingeladen hat.

Den anschließenden Urlaub auf der Insel und das gemeinsame Aufwachen hat er erstaunlich genossen. In ihrem hektischen Alltag – Robin ist Journalistin – und mit getrennten Wohnungen ist das viel zu selten der Fall. Aber nicht nur die Nähe zu Robin hat Siggi entspannen lassen. Auch der Abstand zu seiner Arbeit war dringend nötig, denn in den vergangenen Monaten hat er sich einige Feinde gemacht. Der örtliche Drogenring, ein Spitzenpolitiker und die russische Mafia sind nicht gut auf ihn zu sprechen. Davon ist er überzeugt.

Amüsanter Pageturner

Richter sterben besser ist nach Richter morden besser und Richter jagen besser der dritte Roman um Siggi Buckmann. Die beiden Vorgänger habe ich nicht gelesen, was meinem Spaß an Richter sterben besser keinen Abbruch tat. Ich schließe aber nicht aus, dass ich mir die beiden noch besorge, denn ich habe zwischendurch wirklich laut gelacht.

Und dann hatte ich kurz ein schlechtes Gewissen. Darf ich überhaupt lachen, wenn jemand – wenn auch fiktiv – erzählt, dass er skrupellos Menschen umbringt? Beziehungsweise einige Fäden so geschickt zieht, dass unangenehme Menschen “ganz zufällig” zu Tode kommen?

Großartige Mischung aus Paranoia und Kaltschnäuzigkeit

Aber nur ganz kurz hatte ich es. Das schlechte Gewissen. Denn die gelungene Mischung aus Paranoia und Kaltschnäuzigkeit, flüssig und flapsig erzählt, war einfach herrlich. Und der Cliffhanger zum Ende lässt weitere Kurzweil vermuten. Eventuell geht der letzte Mord, der eigentlich ja nur ein Test sein sollte, ja doch nicht spurlos an Richter Buckmann vorbei.

Hol dir Thorsten Schleifs Richterromane. Viel bessere Urlaubsbegleiter wirst du diesen Sommer vielleicht nicht finden.

Thorsten Schleif

Thorsten Schleif, Jahrgang 1980, studierte Rechtswissenschaften in Bonn. Seit 2007 ist er Richter im Dienst des Landes Nordrhein-Westfalen. Er war am Landgericht Düsseldorf und in der Verwaltung des Oberlandesgerichts Düsseldorf tätig. In den Jahren 2014 bis 2019 war er alleiniger Ermittlungsrichter für die Amtsgerichtsbezirke Wesel und Dinslaken. Gegenwärtig arbeitet Schleif als Vorsitzender des Schöffengerichts und Jugendrichter am Amtsgericht Dinslaken. 2019 und 2020 veröffentliche er zwei Sachbücher, es folgten zwei Hörbücher im Jahr 2021, »Richter morden besser« war sein erster Roman. Seit 2016 ist Schleif außerdem als Keynote Speaker tätig. Er lebt mit seiner Frau und den beiden gemeinsamen Kindern in Duisburg.

Buchinfo: Richter sterben besser von Thorsten Schleif, erschienen bei Heyne, 12. Juni 2024, 240 Seiten, Klappenbroschur, € 13,00, ISBN: 978-3-453-42945-1. Danke für das Leseexemplar.


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