Bei David wird Asperger Syndrom diagnostiziert. Paulina, seine Mutter, will das nicht wahrhaben. Sie hofft auf die Zeit und stellt mit ihrer Verweigerung die Familie auf eine harte Probe. Asta Scheib stellt in ihrem Buch “Das Stille Kind” die die Beziehung von Eltern zueinander, deren Kinder besonders sind, in den Vordergrund
David ist besonders. Anders als seine beiden Geschwister. Anders als die Kinder in der Schule. Er spricht wenig, schließt nur sehr schwer Kontakte und besteht auf eine zwanghafte Ordnung in seinem Umfeld. Die ärztliche Diagnose: Asperger-Syndrom.
Er braucht einfach mehr Zeit!
Paulina, verschließt lange die Augen vor den Verhaltensbesonderheiten ihres Sohnes. Das “verwächst” sich. Er braucht einfach mehr Zeit als andere. Wenn wir alleine sind, klappt doch alles ganz gut. Doch das stimmt nicht.
So behutsam Mann und Schwiegermutter auch auf sie einwirken, Paulina will es nicht wahrhaben. Eine Situation, die mehr und mehr das Familienleben belastet und einen Keil zwischen das bislang glückliche Paar treibt.
Ich habe schon einiges über den autistischen Formenkreis gelesen und auch schon darüber geschrieben. Mich faszinieren die Fähigkeiten der Menschen, die wir oft als “speziell” erleben, weil sie sich nicht widerstandslos in gesellschaftliche Normen integrieren. Dafür sind sie uns “Durchschnittlichen” um Meilen vorraus, wenn es um Mustererkennung, Konzentration auf bestimmte Prozesse geht.
Besondere Kinder stellen die ganze Familie auf die Probe
Deshalb habe ich bei “Das stille Kind” mit etwas ganz anderem gerechnet, als ich letztendlich bekommen habe. Hier steht nicht der kleine David im Zentrum des Geschehens, sondern die Beziehung seiner Eltern zueinander, die ob der Belastung zu zerbrechen droht.
Auch wenn ich nicht das bekommen habe, was ich erwartet habe, habe ich das Buch gerne gelesen. Es ist wichtig, zu zeigen, dass das Leben nicht nur für die besonderen Kinder eine besondere Herausforderung ist, sondern auch für ihr familiäres Umfeld. Für Geschwister, die oft hinten anstehen, wenn Bruder oder Schwester mehr Aufmerksamkeit benötigen. Für die Eltern als Paar, die sich in dem Spagat, es allen recht zu machen, nicht selten aufreiben.
Insofern ein guter Blickwinkel, den Asta Scheib hier gewählt hat. Aber leider nicht der, den man sich als Leser oder Leserin aus dem Klappentext erwartet.
Für Menschen, die mehr über Asperger erfahren wollen, deshalb nur sehr bedingt geeignet.
Asta Scheib
Asta Scheib geboren in Bergneustadt im Rheinland, arbeitete als Redakteurin bei verschiedenen Zeitschriften. Sie gehört heute zu den bekanntesten deutschen Schriftstellerinnen und lebt mit ihrer Familie in München.
Buchinfo: Das stille Kind von Asta Scheib, erschienen bei dtv, August 2014, 288 Seiten, ISBN 978-3-423-21530-5, € 9,95. Vielen Dank für die Bereitstellung des Leseexemplares.
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