Tim Willocks: Die Blutnacht

Mattias Tannhäuser, ein deutscher Johanniter, ist auf dem Weg nach Paris. Dort will er Carla, seine schwangere Frau, treffen, die die Hochzeit zwischen Königstochter Marguerite und dem Hugenotten Henri mit ihrer Gambe musikalisch verzaubern soll. Doch Paris ist im Aufruhr und Tannhäuser gerät schnell zwischen die Fronten. Eine wilde Jagd durch die Stadt beginnt.

Tim Willocks, Das SakramentEndlich seine Carla wiedersehen, diese Sehnsucht treibt den Johanniter Ritter Mattias Tannhäuser nach Paris. Doch je näher er der Stadt kommt, umso grausamer werden die Bilder. Ausgebrannte Kirchen, zerlumpte, halb verhungerte Kinder, lauernde Wölfe, den bis auf die Knochen abgemagerten Menschen auflauern. In der Stadt selbst treibt ihm der Gestank verrottender Abfälle und Fäkalien die Tränen in die Augen.

Paris 1572 – Eine Stadt des Grauens

Ein ungutes Gefühl treibt ihn rastlos voran. Ein begründetes Gefühl. Denn wohin Mattias Tannhäuser auch kommt, überall stößt er auf Wut, Verzweiflung und Hass. Eine Mischung, die dem erfahrenen Soldaten sagt, dass ein Aufstand nicht mehr fern ist. Und tatsächlich wird Paris in der Bartholomäusnacht 1572 zum Inbegriff des Grauens. Überall werden Hugenotten gejagt und niedergemetzelt. Tannhäuser muss sich seinen Weg durch das blutige Gemetzel bahnen und zahlreiche Kämpfe ausfechten. Nur unterstützt von ein paar Kindern, die ihr Zuhause verloren und sich ihm angeschlossen haben. Gemeinsam gelingt ihnen, was der Ritter nicht mehr zu hoffen gewagt hätte: Sie können Carla und ihre neu geborene Tochter retten.

2007, also vor acht Jahren, bin ich zum ersten Mal auf Tim Willocks gestoßen. “Das Sakrament” war das erste Heldenepos um Mattias Tannhäuser und ich habe es verschlungen. Und seither auf einen Nachfolger gewartet. Acht Jahre lang. Klar, musste ich “Die Blutnacht” auch lesen.

Etwas zu viel Gemetzel

Wieder geht es um den Johanniter Ritter Mattias Tannhäuser und seine Frau Carla. (Für das Verständnis des Buches ist es allerdings nicht notwendig, “Das Sakrament” gelesen zu haben.) Dieses Mal aber viel blutrünstiger und brutaler. In “Die Blutnacht” hätte man vor mir aus auf mindestens 200 Seiten, insgesamt hat das Buch knapp 800 Seiten, Gemetzel verzichten können. Der eigentlichen Handlung hätte das keinen Abbruch getan. Im Gegenteil. Damit dürfte klar sein, dass “Die Blutnacht” ihrem Namen alle Ehren macht und eindeutig nichts für zarte Gemüter ist.

Trotz dieser Einschränkung hat mich das Buch aber trotzdem wieder fasziniert. Die Bartholomäusnacht 1572 ist ja keine Erfindung des Autors. Die Vertreibung der Hugenotten aus Paris fand tatsächlich statt und tränkte die Stadt mit Blut.

Die Blutnacht – Kein Mainstream

Doch das Buch hat auch eine weiche Seite. Die Fürsorge, mit der sich Mattias Tannhäuser um seine jugendlichen Begleiter kümmert und die bedingungslose Liebe zu seiner Familie stehen im krassen Gegensatz zu den ausschweifenden Kampfszenen und machen das Buch dadurch so besonders.

Für mich deshalb eine klare Leseempfehlung für Fans historischer Romane, die nicht unbedingt Mainstream sind. Denen empfehle ich aber auch “Das Sakrament”.

Ich hoffe, es dauert nicht wieder acht Jahre, bis der nächste Willocks erscheint.

Tim Willocks

Tim Willocks hat mehrere erfolgreiche Thriller geschrieben, bevor er sich dem historischen Roman zuwandte. Er lebt in Irland. Bei Aufbau Taschenbuch und Rütten & Loening lieferbar – die beiden Romane um Mattias Tannhäuser: „Das Sakrament“ und „Die Blutnacht“. Mehr zum Autor unter: http://www.timwillocks.com

Übersetzung: Ulrike Seeberger

Buchinfo: Die Blutnacht von Tim Willocks, erschienen bei Rütten & Loening, April 2015, 797 Seiten, 17,99 €, ISBN 978-3-352-00866-5

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