Deutschland in der nahen Zukunft. In den Brandenburger Wäldern sind Wölfe zu Monstern mutiert. Während die einen fasziniert erforschen möchten, wie es dazu kam, möchten andere die Gefahr sofort ausrotten. Als Privatdetektiv Joe Denzinger die Tochter einer Großindustriellen suchen soll, kommt er den Cyborg-Wölfen näher als ihm lieb ist.

Privatermittler Joe Denzinger erhält einen sehr überraschenden Anruf. Er soll Lisa, die Tochter von Sylvia Kraupen suchen, die seit einiger Zeit spurlos verschwunden ist. Zuletzt gesehen wurde sie in einem alternativen Camp in Dölmow in der brandenburgischen Provinz. Die Bewohnerinnen und Bewohner setzen sich für den Schutz mutierter Cyborg-Wölfe in einer militärisch abgeriegelten und streng überwachten Sperrzone ein. Das Pikante daran: Sylvia Kraupen ist die Besitzerin des mächtigsten Rüstungskonzerns in Europa. Das Kraupen-Imperium stattet nicht nur das Militär aus, es liefert auch die Drohnen, die die Wölfe überwachen und – sollte der Bundestag das entscheiden – eliminieren sollen. Nicht auszudenken, wenn die Presse davon Wind bekäme, dass ausgerechnet die Kraupen-Tochter sich für die Wölfe einsetzt.
Keine Spur von Lisa
Als Joe Denzinger in Dölmow ankommt, schlägt ihm eine Welle des Misstrauens entgegen. Zwar findet er in dem Camp Menschen, die Lisa kennen, aber niemand von ihnen weiß, wo sie nach dem Streit mit ihrem Freund abgeblieben ist. Auch die ortsansässige Dealerszene – Lisa hat wohl ab und an ein paar Pillen eingeworfen – scheint mit dem Verschwinden nichts zu tun zu haben. Einfach alle Spuren führen ins Leere. Sehr zum Unmut von Sylvia Kraupen.
Die Situation eskaliert, als sich der Ermittler auf eine Journalistin einlässt. Während er schläft, verschafft sie sich Zugang zu seinen Aufzeichnungen und verkauft die brisanten Informationen an die Presse. Joe Denzinger wird von Sylvia Kraupen gefeuert und in Dölmow machen sich bürgerkriegsähnliche Zustände breit.
So stark weil so greifbar nah
An Wolfszone von Christian Endres bin ich mit gemischten Gefühlen herangegangen. Einerseits kann ich mich für Science Fiction nicht wirklich begeistern. Andererseits las sich diese Science Fiction in der Vorschau so gruselig nah. Und tatsächlich war es genau das, was Wolfszone für mich hat zum Pageturner werden lassen. Was ich da gelesen habe, war so vorstellbar.
Christian Endres beschreibt eindringlich die Hitze, die den Teer auf den Straßen zum Schmelzen bringt. Die Beschränkungen durch die Wasserknappheit. Die Pandemien, die knapp aufeinander folgen und die Menschen immer distanzierter werden lassen. Der Zusammenbruch von Lieferketten, der Technologiekonzerne dazu verführt, gefährliche Abfälle illegal zu entsorgen.
Wolfszone von Christian Endres ist ein absolut spannender Thriller mit unerwarteten Wendungen. Von mir eine eindeutige Leseempfehlung.
Christian Endres
Christian Endres lebt als freier Autor in der Nähe von Würzburg. Er schreibt Romane, Kurzgeschichten, Essays, Kritiken und Comic-Editorials. Seine Storys erscheinen regelmäßig in c’t-magazin für Computertechnik, Spektrum der Wissenschaft, phantastisch! und Exodus. Als Journalist schreibt er seit Jahren für den Tagesspiegel, Tip Berlin, Das Science Fiction Jahr, Geek!, diezukunft.de und viele mehr. Für seine Arbeiten wurde er bereits mit dem Deutschen Phantastik Preis, dem Kurd Laßwitz Preis und dem Literaturpreis Klimazukünfte 2050 ausgezeichnet.
Buchinfo: Wolfszone von Christian Endres, erschienen bei Heyne, 15. Mai 2024, 512 Seiten, Hardcover, € 20,00, ISBN 978-3-453-27471-6. Danke für das Leseexemplar.

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