Michaela Kastel: Verirrt – Wenn der eigene Mann zur Gefahr wird

Felizitas flieht bei Nacht und Nebel vor ihrem gewalttätigen Mann. Ihr Versteck: Das abgelegene Haus ihrer Mutter, aus dem sie vor vielen Jahren vor den Dämonen, die sie quälten, geflohen ist. Gerät sie damit vom Regen in die Traufe.

Felizitas und Marc sind für alle das perfekte Traumpaar. Während sie sich um Kind und Wohnung kümmert, geht Marc in seinem Job als Polizist auf. Er möchte das so. Feli, wie sie von allen genannt wird, soll sich nicht im Stress zwischen Familie und Beruf aufreiben.

Aber es ist nicht nur Fürsorglichkeit, die Marc antreibt. Er möchte die Kontrolle über seine Familie behalten. Nur so kann er sicher sein, dass sein dunkles Geheimnis gewahrt bleibt. Denn der Vorzeigepolizist ist ein brutaler Schläger, der von seiner Frau bedingungslose Unterordnung erwartet. Das Risiko ist zu groß, dass Kolleginnen oder Kollegen ihre sorgfältig überschminkten blauen Flecken als das erkennen, was es ist: Die Ergebnisse brutaler Gewalt.

Wenn sie überleben will, muss sie gehen

Feli weiß, dass sie etwas unternehmen muss, wenn sie überleben will, denn Marc wird immer unbeherrschter. Schon Kleinigkeiten bringen ihn zum Explodieren. Sorgfältig plant sie ihre Flucht, packt heimlich die wichtigsten Dinge für sich selbst und ihre Tochter. Mitten in der Nacht – Marc hat mal wieder völlig die Beherrschung verloren und schläft jetzt tief und fest – schnappt sie sich das Mädchen und die gepackten Taschen und verschwindet. Sie muss weit genug weg sein, ehe Marc aufwacht.

Im Haus ihrer Mutter, abgelegen mitten im Wald, hofft sie, mit ihrer Tochter zur Ruhe kommen und die weiteren Schritte planen zu können. Denn Marc weiß nichts über ihre Vergangenheit. Er denkt, ihre Eltern seien schon vor langer Zeit gestorben.

Sehr spezieller Thrill!

Verirrt von Michaela Kastel hat mich vom Fleck weg gepackt. Auch wenn ich einige Rückblicke irritierend fand und erst nach der letzten Seite einordnen konnte. Verirrt zeigt eindrücklich, wie wichtig es ist, Kindern eine gute und sichere Basis mitzugeben. Auch wenn das vermutlich nicht die Hauptintention von Michaela Kastel war.

Die Autorin hat unterschiedlichste, psychisch schwer gestörte, Charaktere virtuos miteinander verknüpft. Auf mehr als 360 Seiten demonstriert sie, wie abgrundtief böse Menschen sein können. Und wie perfekt sie es vor anderen – selbst Angehörigen – verbergen können.

Ein wirklich toller Thriller, der wichtige Themen wie zum Beispiel die häusliche Gewalt thematisiert.

Michaela Kastel

Michaela Kastel, geboren 1987, studierte an der Universität Wien und arbeitete viele Jahre im Buchhandel. Seit 2019 widmet sie sich ganz dem Schreiben. Ihre Romane wurden bereits mehrfach für Preise nominiert, außerdem erhielt sie den Viktor Crime Award als verheißungsvolle neue Stimme im Spannungs-Genre.

Buchinfo: Verirrt von Michaela Kastel, erschienen bei Heyne, 14.08.2024, 368 Seiten, Klappenbroschur, € 15,00, ISBN 978-3-453-42872-0. Danke für das Leseexemplar.


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