Der frühe Vogel kann mich mal

Wer sich morgens lieber nochmal im Bett umdreht, wenn der Wecker klingelt, statt gut gelaunt unter die Dusche zu springen, gehört vermutlich zu den “Eulen”. Eulen laufen erst nachmittags zur Höchstform auf. Dafür sind sie bis in die Nacht hinein fit. Für sie ist eine Gesellschaft, die auf die “Lerchen”, also die Frühaufsteher, ausgerichtet ist, eine Quälerei. Doch wie lässt sich der Zwiespalt lösen?

Presslufthammer am Morgen bringt Kummer und Sorgen

Sie beißen vor Wut in die Kissen, wenn morgens um acht auf der Straße der Presslufthammer loslegt. Prüfungen versemmeln sie, weil sie in aller Herrgottsfrühe angesetzt sind. Und von den Kollegen hören sie sich ständig blöde Sprüche an, weil sie sich regelmäßig in der letzten Minute zu den morgendlichen Besprechungen schleppen. Spätaufsteher haben es in einer Welt, die von 08:00 bis 17:00 Uhr tickt, nicht einfach. Weil keiner sieht, dass sie am Abend, wenn die Lerchen längst daheim sind, noch fit und produktiv sind, wird ihre Leistung misstrauisch oft beäugt.

Bettina Hennig, selbst bekennende Eule, prangert die Missstände für Langschläfer ausführlich an. Dabei tut sie bis zur Mitte des Buches genau das, was sie den Frühaufstehern vorhält: Sie macht die Lerchen nieder und erklärt die Eulen zu den besseren Menschen. Ein Ansatz, der wenig zielführend sein dürfte. Zum Glück folgen in der zweiten Hälfte noch sinnvolle Ansätze, wie sich Eulen in der Lerchenwelt zurechtfinden können, wenn es denn gar nicht anders geht. Gute Tipps für passende Jobs mit den zugehörigen Kontaktadressen fehlen nicht.

Es gibt keine Guten und keine Bösen

Auch wenn mir der Stil des Buches überhaupt nicht gefallen hat – ich mochte es noch nie, wenn man sich genau so verhält, wie man es selbst bei anderen bemängelt, hat es mich dazu gebracht, die ein oder andere berufliche Situation neu zu überdenken.

Für den Unternehmenserfolg ist es ganz klar sinnvoll, Mitarbeiter dann arbeiten zu lassen, wenn sie auf ihrem körperlichen und geistigen Höhepunkt sind. Hier ist sowohl die Toleranz der Vorgesetzten als auch der Kollegen untereinander gefordert. Denn schließlich heißt es für beide Seiten, Rücksicht zu nehmen, damit es mit der Zusammenarbeit klappt.

Bettina Hennig
arbeitet tagsüber für einen großen Hamburger Verlag und nachts an ihrer Doktorarbeit. Sie hasst es, früh aufzustehen, und verteidigt ihre morgendliche Bettruhe mit Ohropax und Schlafbrille.

Buchinfo
“Der frühe Vogel kann mich mal” von Bettina Hennig, erschienen bei Ullstein, August 2011, 224 Seiten, € 8,99, ISBN 978-3-548-37353-9


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