Die Liebe ist Kokolores, Schnickschnack und grober Unfug zugleich. So denkt Charlotte Kubitschek über die Liebe. Was nicht bedeutet, dass es in ihrem Leben keine Männer gibt. Aber eben keine, die nach einer heißen Nacht zum Frühstück bleiben dürfen. Von der 93-jährigen Nachbarin Elise erntet Charlotte für diese Haltung nur Kopfschütteln und bissige Kommentare. Bis das alte Haus, in dem sie wohnen, luxussaniert werden soll. Denn jetzt haben die Streithennen ein gemeinsames Ziel für ihre Aggressionen: Den Vermieter.
Charlotte glaubt nicht an die Liebe. Oder vielmehr nicht mehr. Ihre Männer sucht sie sich jetzt nur noch für eine Nacht. Am Morgen werden sie dann schon mal in Unterwäsche aus dem Haus gejagt. Sehr zum Entsetzen der “fiesen Elise”, der 94-jährigen Nachbarin aus dem Erdgeschoss. Beide sind wie Feuer und Wasser. Wo sie sich treffen, fliegen die Fetzen. Frei Berliner Schnauze quasi. Schlichten kann nur Juri, der seinen Laden ebenfalls im Haus hat.
Luxussanierung ist keine Lösung
Das ändert sich dramatisch, als der Vermieter ihnen die Daumenschrauben anlegt. Er will das Haus endlich sanieren, um die Wohnungen dann zu wesentlichen höheren Preisen wieder zu vermieten. Luxussanierung also. So wie bei den Nachbarhäusern. Die Konsequenz: Die “Ur-Einwohner” werden an den Stadtrand verdrängt, wo sie noch einigermaßen bezahlbaren Wohnraum finden können. Egal, ob sie sechs oder sechzig Jahre in ihrer Wohnung gelebt haben.
Doch nicht mit Charlotte, Elise und Juri. Sie sagen dem Vermieter den Kampf an.
Fräulein Kubitschek pfeift auf die Liebe ist ein erfrischend witziges Buch, auch wenn es um sein sehr reales und wenig schönes Thema geht. Zwei Frauen, die auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein könnten, aber eines gemeinsam haben: Ordentlich Feuer unterm Hintern. Ein Mann, der sich der Tatkraft der beiden Frauen nicht entziehen kann. Und dann noch ein weiterer, mit dem plötzlich doch die Liebe ins Spiel kommt.
Lesespaß im wahrsten Sinne des Wortes
Ich habe Fräulein Kubitschek pfeift auf die Liebe von Anna Stein mit Begeisterung gelesen. Die Berliner Schnauze der “fiesen” Elise hatte daran nicht wenig Anteil. Wer beim Lesen schmunzeln möchte, sollte Anna Steins Buch lesen.
Anna Stein
Anna Stein, Jahrgang 1975, ist in Hoyerswerda geboren und aufgewachsen. Sie arbeitete einige Jahre in der Werbe- und Medienbrache und ist derzeit für das Fundraising und die Öffentlichkeitsarbeit einer gemeinnützigen Organisation tätig. Immer wieder zog es Anna Stein ins Ausland. So wusch sie in London Teller, arbeitete in Kambodscha in einer Hilfsorganisation und hütete Ziegen in den Bergen Südfrankreichs. Heute lebt und arbeitet sie in Berlin. „Fräulein Kubitschek pfeift auf die Liebe“ ist ihr Debütroman.
Buchinfo: Fräulein Kubitschek pfeift auf die Liebe von Anna Stein, erschienen bei KNAUR, Juli 2015, 272 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro, ISBN 978-3-426-51658-4. Danke für das Leseexemplar.
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