Paris 1914. Kommissar Raymond Février hat seine Einberufung erhalten. Längst ist klar, dass in den Schützengräben nur Tod und Verstümmelung warten. Wenig verlockende Aussichten. Aus Kommissar Raymond wird Madame Loulou, eine beherzte Privatdetektivin.

Paris befindet sich im Ausnahmezustand. Die kampffähigen Männer werden eingezogen, die Frauen übernehmen alle möglichen Alltagsarbeiten und werden immer präsenter im Stadtbild. Als Kommissar Février seinen Einberufungsbefehl in den Händen hält, ist guter Rat teuer. Auf keinen Fall will der gewiefte Ermittler als Kanonenfutter enden. Kreative Ideen sind gefragt.
Einige Tage später. Cecily Barnett, Juniorchefin der Privatdetektei Barnett, braucht dringend Hilfe, will sie die Agentur ihres Vaters am Leben erhalten. Seit er eingezogen wurde, laufen die Geschäfte schlecht. Ihr als Frau trauen die Kunden nicht zu, verschwundene Hunde oder Katzen wiederzufinden oder Ehepartner beim Fremdgehen zu stellen. Kein Wunder, zweifelt die junge Cecily doch selbst daran, dass sie das schaffen kann.
Madame Loulou ermittelt
Die Lösung scheint Madame Loulou Chandeleur zu sein, die plötzlich im Wartezimmer der Detektei auftaucht. Und tatsächlich kann die pragmatische Loulou Cecily überzeugen, mit ihr gemeinsam die Agentur wieder zu eröffnen. Ganz zufällig bringt Madame Loulou auch gleich den ersten Auftrag mit einer perfekten Auftraggeberin mit: Einer reichen Adeligen, die alles tun würde, um das Leben ihres Sohnes zu retten. Cecily und Loulou nehmen die Spur der Erpresser auf und geraten dabei ins Visier skrupelloser Gangster.
Ich war sehr neugierig auf Schöner sterben in Paris von Frédéric Lenormand. Das Spiel mit den Geschlechtern konnte eigentlich nur amüsant sein. War es auch tatsächlich. Wenn Madame Loulou feststellt, dass es nicht so leicht ist, mit schmalen Stiefelchen und Korsett die Verfolgung von Flüchtigen aufzunehmen. Oder sich unverhohlener Anzüglichkeiten erwehren zu müssen, obwohl man dem Gegenüber nicht den geringsten Anlass zu einer Annäherung geboten hat.
Irgendwas hat mir gefehlt
Auch der Erpressungsfall mit seinen überraschenden Wendungen, den die beiden Damen erfolgreich aufklären, ist durchaus interessant. Trotzdem hat mich das Buch nicht so richtig gepackt, ohne dass ich sagen könnte, weshalb. Das Tempo hätte für meinen Geschmack etwas höher sein können, aber das war auch schon das Einzige.
Schöner sterben in Paris ist ein amüsanter Krimi aus der Zeit des ersten Weltkriegs. Und vielleicht ein Aha-Moment für den ein der anderen männlichen Leser, der dank Madame Loulou einen Blick hinter die Kulissen des weiblichen Geschlechts werfen kann.
|| Ich würde mich übrigens freuen, wenn ihr euch – bei Interesse – dieses Buch im regionalen Buchhandel bei euch vor Ort bestellt. Damit steigen die Chancen, dass wir Buchfans auch in Zukunft noch gelegentlich dort bummeln und stöbern können.|
Frédéric Lenormand
Frédéric Lenormand wurde 1964 in Paris geboren und studierte Politik. Seit 1988 hat er zahlreiche historische Kriminalromanreihen veröffentlicht, bei denen mal Voltaire, mal ein chinesischer Richter die Hauptrolle spielt. Er wurde u. a. mit dem renommierten Prix Arsène Lupin du roman policier 2011 ausgezeichnet.
Übersetzung: Jörn Pinnow
Buchinfo: Schöner sterben in Paris von Frédéric Lenormand, erschienen bei Dumont, 19.08.2019, 304 Seiten, € 10,00, ISBN 978-3-8321-8378-3. Danke für das Leseexemplar.
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