Willow ist außerirdisch. Ihre Aufgabe: So viele Informationen wie möglich über die Menschen sammeln. Nach ihren Erfahrungen in Deutschland ist sie jetzt in England im Einsatz. Als Frau! Und mit seltsamen neuen Gefühlen.
Neujahr. Willow ist wieder im Einsatz. Als Frau?! Als Frau! Oh no! Warum das denn? Einen ganzen Tag vor dem Spiegel hat es gedauert, bis dieser Schock verdaut war.
Und dann die Wohnung. Warum muss es wieder so eine Absteige sein? Es gibt doch in England auch tolle Gründerzeitvillen in herrlichen Parks oder schicke Bungalows mit Infinity-Pool. Aber nein. Grün-braune 70er-Jahre-Fliesen im Bad, der Wind pfeift durch die einfach verglasten Fenster, die Möbel können nur vom Sperrmüll stammen. Schlimm. Wäre da nicht das Sofakissen mit der ans Herz gehenden Botschaft: Home Sweet Home.
Aber das Meer ist toll. Alles ist auch viel bunter, die Menschen hier trauen sich was. Kombinieren Neongelb mit Pink und Babykotze. Und die Sprache erst! Melodisch, warm, lustig. Willow redet den ganzen Tag verliebt mit sich selbst.
Frausein ist nichts für Weicheier
Alles lässt sich gut an in England zum 29. Januar. Willow fühlt sich nicht wohl. Der Bauch zieht. Die Laune ist im Keller. Was falsches gegessen?
30. Januar. Die Bauchkrämpfe werden schlimmer. Unerträglich. Das kann nichts Harmloses sein. Willow ist ein weinendes Häufchen Elend.
31. Januar. Blut. Überall Blut! Ein Massaker. Der Tod kann nicht mehr fern sein! Google wird das sicher bestätigen. Doch halt. Was soll das heißen: Einmal im Monat? Wirklich? Für immer jetzt?
Herrlich, dieser Blick von “außen”
Ich gebe zu, Willows “Entzücken” über ihr Frausein hat mich an dieser Stelle am meisten amüsiert. Es war so herrlich realistisch geschildert. Die Tränenausbrüche, wenn ein Glas zu Boden fällt. Das Genervtsein alle vier Wochen. Köstlich.
Es ist einfach amüsant, wenn “Außerirdische” Dinge zum ersten Mal erleben, die für uns alle Alltag sind. Und sie ganz naiv hinterfragt. Oder ganz offen und ehrlich kommentiert. Oder frei Schnauze ohne irgendwelche Rücksicht auf Konventionen Fragen zu beantworten. Herrlich.
Sehr komisch auch die Sache mit den weiblichen Hooligans. Aber lest das mal ruhig selbst. Ich will ja nicht zu viel verraten.
|| Ich würde mich übrigens freuen, wenn ihr euch – bei Interesse – dieses Buch im regionalen Buchhandel bei euch vor Ort bestellt. Damit steigen die Chancen, dass wir Buchfans auch in Zukunft noch gelegentlich dort bummeln und stöbern können.||
Stefan Rensch
Stefan Rensch wurde 1978 von einem Gewitter überrascht. Seither liegen die Haare nicht mehr so schön. Donnerstags trinkt er gerne Rhabarbersaft. Aber das ist eine Lüge. Er möchte sich nur interessant machen.
Buchinfo: Willow – Eine Außerirdische in England von Stefan Rensch, erschienen bei Heyne, 28.Oktober .2019, 208 Seiten, Klappenbroschur, ISBN: 978-3-453-27191-3, € 16,00. Danke für das Leseexemplar.
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