Stell dir vor, du hast ein Medikament entwickelt, das Alzheimer heilt. Nicht nur stoppt sondern auch die bereits entstandenen Schäden repariert. Und dann merkst du, dass du ganz nebenbei die Lösung für ewiges Leben entdeckt hast. Wie weit würdest du gehen, um davon zu profitieren?

In einem Schiffscontainer im Hamburger Hafen werden bei einer Routinekontrolle die Leichen fünf kleiner Mädchen entdeckt. Alle haben einen Zugang im Arm, wie man ihn bei chronischer, intravenöser Medikamentengabe legt.
In den Armen halten alle fünf Plüschtiere mit dem Logo des Hamburger Pharmakonzerns Astrada. Waren die Kinder Opfer illegaler Medikamententests?
Missbraucht Astrada Kinder?
Iliana Kornblum kann es sich nicht vorstellen. Als Wissenschaftlerin war sie maßgeblich der Entwicklung von Bimini beteiligt. Das Medikament heilt Alzheimer und ist damit der größte Coup, den Astrada je verbuchen konnte. Auch Ilianas Vater konnte damit geheilt werden.
Als der Forscherin plötzlich die Leitung der Forschungsabteilung übertragen und sie zu absoluter Geheimhaltung verpflichtet wird, wird sie misstrauisch. Was ist mit Markus Jacobs, ihrem Vorgesetzten und dem bisherigen Forschungsleiter passiert? Angeblich hat er von heute auf morgen fristlos gekündigt. Iliana kann es sich nicht vorstellen. Dazu kennt sie ihn schon zu lange und weiß, wie er für die Forschung brennt. Iliana beginnt auf eigene Faust zu recherchieren. Was sie entdeckt, macht sie fassungslos. Es übertrifft alles, was sie sich hätte vorstellen können und bringt sie in Lebensgefahr.
Wer zahlt den Kampf gegen das Vergessen?
Für alle, die ihre Angehörigen an Alzheimer verloren haben, wäre ein Medikament gegen das schrittweise Vergessen die Erlösung. Ganz zu schweigen von den Erkrankten. Ich kann mir gut vorstellen, dass viele Menschen dafür ihren moralischen Kompass neu ausrichten würden. Sie würden Vorgehensweisen akzeptieren, die sie vorher noch abgelehnt hätten. Und ich bin mir auch sicher, dass es Forscherinnen und Forscher gibt, die für einen solchen Durchbruch ethische Bedenken hemmungslos zur Seite schieben würden.
Was wäre, wenn sie dabei, quasi als Abfallprodukt, noch eine Möglichkeit fänden, Menschen zu verjüngen. Ihnen zu einer Lebenserwartung von 150 und mehr Jahren bei völliger körperlicher und geistiger Fitness zu verhelfen. Wie weit würden sie gehen? Wie weit würden WIR gehen?
Faszinierend brutal
Mit Transfusion hat Jens Lubbadeh ein faszinierendes Buch geschrieben, das mit dem moralischen Kompass der Menschen spielt. Es hat mich entsetzt, dass ich mir alle Szenarien tatsächlich vorstellen kann. Und dass ich mich selbst gefragt habe, wie weit ich gehen würde, hätte ich eine unheilbare Erkrankung und man würde mir die Lösung dafür anbieten. Eine Lösung, für die andere Menschen leiden oder gar sterben müssten. Es spricht Jens Lubbadehs Qualitäten als Autor, dass ich tatsächlich ins Grübeln kam.
Lest Transfusion und überlegt, wie ihr handeln würdet.
|| Ich würde mich übrigens freuen, wenn ihr euch – bei Interesse – dieses Buch im regionalen Buchhandel bei euch vor Ort bestellt. Damit steigen die Chancen, dass wir Buchfans auch in Zukunft noch gelegentlich dort bummeln und stöbern können.||
Jens Lubbadeh
Jens Lubbadeh ist freier Journalist und hat bereits für »Die Zeit«, »NZZ«, »Bild der Wissenschaft«, »Technology Review«, »Spiegel Online« und viele weitere Print- und Digitalmedien geschrieben. Für seine Arbeit wurde er mit dem Herbert Quandt Medien-Preis ausgezeichnet. Der Science-Thriller »Unsterblich«, sein Romandebüt, hat auf Anhieb Kritiker und Leser gleichermaßen begeistert. Jens Lubbadeh lebt in Hamburg.
Buchinfo: Transfusion von Jens Lubbadeh, erschienen bei Heyne, 11.11.2019, 384 Seiten, Klappenbroschur, € 14,99, ISBN 978-3-453-32008-6. Danke für das Leseexemplar.
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