Birgit Reinshagen: Wunderjahre

Deutschland nach dem Krieg. In der Eifel profitiert der Steinbruch von Ruths Vater vom Wiederaufbau, die Zukunft sieht rosig aus. Als der Vater überraschend verstirbt, zeigt sich, wie trügerisch die vermeintliche Sicherheit war. Ruth muss sich zwischen Liebe und wirtschaftlicher Sicherheit für ihre Familie entscheiden.

Wunderjahre – Aufbruch in eine neue Zeit von Birgit Reinshagen

Schon als Kind hat die kleine Ruth ihren Vater in den Steinbruch begleitet. Ihr sehnlichster Wunsch: Später einmal in die Fußstapfen des Vaters treten und den Steinbruch leiten. Doch die Chancen stehen schlecht. Nicht, weil man es ihr nicht zutrauen würde. Nein, die Zeit sei einfach noch nicht reif für eine Frau an der Spitze eines solchen Unternehmens.

Als der Vater überraschend stirbt, entschließt sich Ruth, ihren Traum wahr werden zu lassen. Doch schnell ist sie ernüchtert. Der Vater war spielsüchtig und hat sich hoch verschuldet. Die einzige Lösung scheint ein schneller Verkauf des Werks zu sein, aber Ruth weigert sich, diesen Schritt zu gehen. Die Firma ist gesund, schreibt erfolgreich schwarze Zahlen. Würden die Privatentnahmen aufhören, müsste das Familienunternehmen zu retten sein.

Als Paul in ihr Leben tritt, scheint die Lösung perfekt. Der junge Mann kommt selbst aus einer Unternehmerfamilie. In Sachsen hatten sie bis zum Krieg einen Sandsteinbruch. Paul selbst ist ausgebildeter Ingenieur und hat den Abbau geleitet bis er eingezogen wurde. Als er nach jahrelanger Gefangenschaft zurückkam, war sein Besitz enteignet. Außer ihm hat niemand aus seiner Familie den Krieg überlebt. 

Ruths und Paul scheinen füreinander bestimmt. Magisch fühlen sie sich zueinander hingezogen. Doch die Zahl derer, die ihnen ihr Glück nicht gönnen, ist groß. Kann ihre Liebe diesen Druck aushalten? Die Chancen stehen schlecht.

Ruth lässt sich keine Steine in den Weg legen

Ich habe schon viele Bücher über junge, kluge Frauen gelesen, die ihrer Zeit weit voraus waren und sich nicht mit der Rolle der Hausfrau und Mutter begnügen wollten, gelesen. Gerade die 50er Jahre bewegen mich dabei besonders. Ist das alles doch gar nicht so lang her. 

Deshalb war ich von Wunderjahre von Birgit Reinshagen etwas enttäuscht. Ehe wir uns missverstehen, ich habe das Buch gerne gelesen und war besonders von den Schilderungen der Landschaft auf Ruths Spaziergängen sehr berührt. Und ja, die Situation der jungen Frau in einem so extrem männlich geprägten Umfeld, war hart und ist für mich heute kaum nachvollziehbar. Aber mir war die Story insgesamt zu „schnulzig“.  Die Zufälle, die Ruth und Paul letztendlich zusammengeführt haben, zu konstruiert. 

Trotzdem habe ich Wunderjahre von Birgit Reinshagen mehr oder weniger auf einen Rutsch gelesen. Ein bisschen Herzschmerz zwischendurch tut ja einfach auch gut und wärmt die Seele. Wer also einem guten Liebesroman ab und an nicht abgeneigt ist, wird Wunderjahre lieben.

Birgit Reinshagen

Birgit Reinshagen wurde 1953 im Bergischen Land geboren und hat Germanistik und Geschichte studiert. Sie arbeitete als Journalistin, bevor sie sich ganz dem Schreiben von Romanen widmete. Sie liebt es, Lebens- und Liebesgeschichten zu erfinden und diese mit historischen Fakten zu verbinden. Mit ihrer Schäferhündin Laska lebt sie in der Eifel und verbringt dort viel Zeit in der Natur. Wunderjahre ist ihr erster Roman bei Heyne.

Buchinfo: Wunderjahre von Birgit Reinshagen, erschienen bei Heyne, 13. April 2021, 400 Seiten, Klappenbroschur, € 10,99, ISBN: 978-3-453-42462-3. Danke für das Leseexemplar.


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