Als vierköpfige Familie in der Großstadt eine neue Wohnung finden, wenn nur ein Elternteil arbeiten kann? Das kommt beim aktuellen Wohnungsmarkt einem Sechser im Lotto gleich. Steffi Ruttmann kann ein Lied davon singen. Bis sie diesen Sechser tatsächlich landet.
Steffi und Arno sind als Paar in ihre Hamburger Wohnung gezogen. Als das erste Kind kam und Steffi sich langsam Gedanken um eine größere Wohnung zu machen begann, meinte Arno nur ganz pragmatisch: “Drei Zimmer, drei Personen. Passt doch.”
Als Kind zwei kommt, ist es zu spät. Die Mieten sind explodiert. Nicht nur in Hamburg. Nicht nur in den Städten. Auch im Umland. Das hat zudem noch den Nachteil der langen Wege in die Schule und zur Arbeit.
Die Jahre gehen ins Land. Kind eins ist bereits in der Schule und Steffi sucht immer noch, während Arno sich hinter seiner Arbeit verschanzt. Zwar gibt es immer mal wieder tolle und auch bezahlbare Wohnungen, aber nie fällt die Wahl auf Familie Ruttmann. Zu allem Überfluss wird sie auch noch von einem unseriösen Makler über den Tisch gezogen und um 5.000 Euro erleichtert.
So kann es nicht weitergehen!
Steffis Entrüstung ruft Helen auf den Plan. Sie ist Journalistin und seit der gemeinsamen Kindheit auf dem Dorf Steffis beste Freundin. Okay, Helens Engagement ist nicht ganz uneigennützig. In Wahrheit geht ihr die Wohnungssuche inzwischen auch gewaltig auf die Nerven. Steffi redet ja von fast nichts anderem mehr.
Und tatsächlich ist es Helen, die eine Lösung für Familie Ruttmann findet. Diese Lösung heißt Flora Blum, ist 75 Jahre alt und lebt alleine in einer schönen alten Villa mit zauberhaftem, großem Garten mitten in der Stadt. Gemeinsam starten sie ein ungewöhnliches Wohnprojekt.
Wohnungssuchende können ein Lied davon singen
Wiebke Busch hat mit Familie ist, wenn man trotzdem lacht ein Buch abgeliefert, das thematisch hochaktuell ist. Wer eine Wohnung hat, in der er oder sie sich wohlfühlt und die bezahlbar ist, überlegt sich einen Umzug dreimal. Gerade auch, wenn man mit befristeten Arbeitsverträgen gesegnet ist.
Lebt man alleine oder als Paar, mag das ja alles noch irgendwie funktionieren. Kommen Kinder dazu, wird es schwierig. Dann reicht die Zweizimmerwohnung vielleicht ganz einfach nicht mehr und man MUSS sich neu orientieren. All denen wünsche ich einen Sechser, wie ihn Familie Ruttmann in Familie ist, wenn man trotzdem lacht gewürfelt hat. Tatsächlich gibt es ja bereits Wohnmodelle, in denen sich Jung und Alt zusammen tun und gegenseitig unterstützen. Das sind zwar schöne Ansätze aber hier muss von politischer Seite dringend mehr passieren. Es kann und darf nicht sein, dass man sich mit einem Gehalt keine Wohnung mehr leisten kann. Egal ob Familie, Paar oder Single.
So, jetzt hat mich das Thema getriggert, dass in diesem Buch eine große Rolle spielt. Aber es gibt noch so viele andere Seiten: Geschichten von Freundschaft und Liebe, von Unterstützung und Respekt.
Wiebke Busch hat mit Familie ist, wenn man trotzdem lacht einen modernen und zeitgemäßen Roman geschrieben. Mir hat er wirklich gut gefallen.
Wiebke Busch
Wiebke Busch war für ihre Familie selbst jahrelang auf dem Wohnungsmarkt in Hamburg unterwegs und hat dort so ziemlich alles erlebt. Wenn sie keine Bücher schreibt, verfasst sie Werbetexte oder sie dichtet Einkaufszettel. In ihrem Brigitte Mom Blog hat sie einer beachtlichen Leserschaft regelmäßig über ihr Leben als Ehefrau und Mutter zweier Kinder berichtet.
Buchinfo: Familie ist, wenn man trotzdem lacht von Wiebke Busch, erschienen bei Heyne, 12. Juli 2021, 320 Seiten, Klappenbroschur, ISBN: 978-3-453-42472-2, € 12,90. Danke für das Leseexemplar.
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