Sibyllas Leben ist glücklich wie nie. Bei ihrem Mann und der gemeinsamen Tochter hat die Hebamme endlich die Liebe und Ruhe gefunden, die sie so lange hat vermissen müssen. Alles könnte gut sein, wäre da nicht ihre dunklen Ahnungen, die ihr die Angstschauer über den Rücken jagen.
Die Hebamme Sibylla hat das zweite Gesicht. Immer wieder wird sie von wüsten Träumen überwältigt, die ihr in ihrer Klarheit die Unbeschwertheit rauben. Dabei wäre sie so gerne einfach nur glücklich mit ihrer kleinen Familie. Doch auch dieses Glück sieht sie bedroht. Und sie behält Recht, denn nur kurze Zeit später wird ihr geliebter Peter von marodierenden Söldnern getötet und Helena, ihre achtjährige Tochter verschleppt.
Nach dem Verlust ihrer Familie hält Sibylla nichts mehr im beschaulichen Leonberg. Sie will sich mit dem Verlust ihrer Tochter nicht abfinden und macht sich auf die Suche. Ein gefährliches Unterfangen für eine alleinstehende Frau. Bis sie in Kommandant von Waldstein, besser bekannt als der große Feldherr Wallenstein, einen starken Fürsprecher findet. Ihre Seelen scheinen miteinander verbunden. Als seine Beraterin und Astrologin begleitet sie ihn fortan auf allen seinen Feldzügen. Doch so klar sie sein blutiges Schicksal auch voraussieht, verhindern kann sie es nicht.
Hochspannende Geschichtsstunden
Eigentlich mag ich allzu ausführliche Schlachtengemälde in historischen Romanen nicht. Eigentlich. Aber so, wie Ulrike Schweikert sie umgesetzt hat, finde ich ihr aktuellstes Werk “Die Astrologin” ausgesprochen gelungen und konnte es tatsächlich kaum aus der Hand legen.
Das liegt zum einen am historisch korrekten Bezug, zum anderen daran, dass sie viel Zeit in die Beschreibung der Emotionen, der Verzweiflung und den Mut der Kämpfenden investiert hat. Als Leserin kann ich mitfühlen, wie sehr General Wallenstein um Frieden bemüht ist. Nur Religionsfreiheit kann dauerhafte Ruhe ins Land bringen, dessen ist er sich sicher. Und dieser Wunsch verbindet ihn mit Sibylla. Deren unablässige Suche nach ihrer verschollenen Tochter und die tragische Ehe Wallensteins geraten dabei völlig in den Hintergrund. Ulrike Schweikert beschränkt sich nicht auf die altbekannte Story der starken Frau in einer Zeit, in der Frauen keine wesentliche Rolle spielen.
Bildhaft, anschaulich und bewegend
Für mich war es die spannendste “Nachhilfe” in Geschichte, die ich je hatte. Bildhaft, anschaulich und bewegend. Ein wahrhaft opulentes Werk, was Ulrike Schweikert da mit Die Astrologin geschaffen hat. Deshalb von mir eine hundertprozentige Leseempfehlung.
Ulrike Schweikert
Ulrike Schweikert ist in Schwäbisch Hall geboren und aufgewachsen. Nach einer Banklehre studierte sie Geologie und Journalismus und begann, nebenher an ihrem ersten historischen Roman zu arbeiten. Seit ihrem fulminanten Romandebüt Die Tochter des Salzsieders ist sie eine der erfolgreichsten deutschen Autorinnen historischer Romane und begeistert ihre Leserinnen und Leser immer wieder mit faszinierenden Geschichten und lebensnahen Heldinnen. Ulrike Schweikert lebt und schreibt in der Nähe von Stuttgart.
Buchinfo: Die Astrologin von Ulrike Schweikert, erschienen bei blanvalet, 17.10.2016, 603 Seiten, gebunden, € 19,99, ISBN: 978-3-7645-0399-4 Vielen Dank für das Leseexemplar.
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