Sascha Berst-Frediani: Reue

Sabine ist mit Dieter verheiratet. Während er Montag bis Freitag als Berufssoldat in der Kaserne lebt, kümmert sich Sabine um ihre berufliche Karriere. Man hat sich arrangiert. Wäre da nicht der attraktive Untermieter.

ReueSabine ist mit ihrem Leben zufrieden. Dass ihr Mann Dieter während der Woche in der Kaserne lebt, gibt ihr den Freiraum, ihre berufliche Karriere voran zu bringen.

Auch sonst kann Sabine tun und lassen was sie will. Dieter vertraut ihr blind.

Im Ehebett läuft nichts mehr

Auch Dieter hat sich mit seinem Leben arrangiert. In der Kaserne ist sein Leben klar geregelt. Die Langeweile der Abende versüßt er sich mit Alkohol und dem nahe gelegenen Bordell. Im heimischen Ehebett läuft sowieso nicht mehr viel. Und überhaupt, was Sabine nicht weiß…

Alles scheint perfekt organisiert, wäre da nicht Thomas, der attraktive Mieter der Einliegerwohnung. Aus zufälligen Treffen im Treppenhaus wird hin und wieder die gemeinsame Tasse Kaffee auf der sonnigen Terrasse. Zufällige Treffen werden zu geplanten. Die lockere Freundschaft wird zum gut gehüteten Verhältnis. Dieters Abwesenheit während der Woche und die Tatsache, dass sonst niemand im Haus wohnt, macht es dem Paar einfach. Bis Thomas mehr will.

Ein voyeuristische Blick durch fremde Schlüssellöcher

Ich gestehe, die ersten Seiten von Reue haben mich irritiert. Die verschiedenen Erzählperspektiven waren nicht selbsterklärend. das “vorweggenommene” Ende nicht intuitiv verständlich. Wer ist der Mann, den die Polizei im Morgengrauen abführt? Doch genau dieser Einstieg sorgt für die Spannung im Buch. Was ist genau passiert? Wer hat wem etwas angetan und aus welchem Anlass?

Durch den nüchternen Erzählstil und die wechselnden, strikt voneinander getrennten Perspektiven hatte ich das Gefühl, voyeuristische Blicke durch fremde Schlüssellöcher zu werfen. Es war klar, dass die Situation eskalieren würde. Von außen betrachtet war es klar. Den Protagonisten selbst fehlt dafür der Blick ins jeweils andere Leben, denn Sabine und Dieter reden schon längst nicht mehr über das, was sie bewegt.

Nach dem nicht ganz so geglückten Start wollte ich Reue von Sascha Berst-Frediani nicht mehr aus der Hand legen. Es war faszinierend, das Unheil kommen zu sehen, durch den distanzierten Schreibstil dabei aber völlig außen vor zu bleiben.

Ein wirklich spannendes Buch!

Einen kleinen Minuspunkt gibt es: Die Art der Bindung ist ziemlich scharfkantig. Ich fand sie unangenehm beim Halten des Buches. Aber das war auch schon alles.

Sascha Berst-Frediani

Sascha Berst-Frediani genoss seine Schulbildung in Deutschland sowie Italien. In Freiburg und Paris studierte er Germanistik und Rechtswissenschaften. Inzwischen ist der promovierte Jurist in Freiburg als Rechtsanwalt niedergelassen. Im Jahr 2013 gewann der Autor den Freiburger Krimipreis und im Mai 2015 die »Herzogenrather Handschelle«, den Krimipreis der Stadt Herzogenrath. “Reue” ist nach “Fehlurteil” sein zweiter Krimi im Gmeiner-Verlag.

Buchinfo: Reue von Sascha Berst-Frediani, erschienen bei Gmeiner, Februar 2018, 247 Seiten, gebunden, € 18,00, ISBN 978-3-8392-2249-2


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