Ein heißer Sommertag in München. Der Platz ist voller Menschen. Plötzlich fallen Schüsse. Fünf Menschen werden getötet. Scheinbar wahllos. Das älteste Opfer, ein 81-jähriger Rentner. Das jüngste eine 13-jährige Schülerin. Die Polizei tappt im Dunkeln.

Kriminalhauptkommissar Paul Simon genießt seine Auszeit. Seiner Familie zuliebe hat er sich aus der Ermittlungsarbeit zurückgezogen. Zu oft hat er seine Frau Amelie, die 13-jährige Magdalena und Baby Isabelle auf der Jagd nach kaltblütigen Verbrechern ausgeblendet. Hat sie mit ihrer Angst um ihn allein gelassen. Und er hat sie in Gefahr gebracht. Nur knapp konnte er Magdalena aus den Fängen eines Mörders retten. So etwas wollte er sich und seiner Familie nie wieder zumuten.
Entsprechend abwehrend reagiert Paul Simon, als sein langjähriger Kollege, Abel Lockhardt, ihn auf den Fall anspricht, der gerade die gesamte Münchner Polizei in Atem hält. Fünf Menschen wurden scheinbar wahllos niedergeschossen. Mitten am Tag. Mitten in der belebten Stadt.
Magere Fakten
Die Sonderkommission tritt auf der Stelle. Die Fakten sind mager:
- Die Schüsse wurden auch etwa 500 Metern Entfernung aus einem Rohbau abgefeuert.
- Zum Einsatz kam eine Hochpräzisionswaffe.
- Keine Patrone verfehlte ihr Ziel.
- Es muss sich um einen ausgebildeten Scharfschützen gehandelt haben.
Die Reaktivierung von Paul Simon scheint die einzige Lösung zu sein. Mit seiner ausgeprägten Intuition und seiner Beharrlichkeit, auch außerhalb der gesetzlichen Grenzen, findet er möglicherweise den Punkt, der die Opfer verbindet. Und damit die Spur des Täters.
Inhaltlich top, stilistisch teilweise flop
Mit Scharfschütze hat Christian Kärger eine sehr spannende Story geschrieben. Unangepasste Charaktere, nicht vorhersehbare Wendungen, überraschende Methoden. Also alles, was ein Thriller inhaltlich braucht und was ihn erst wirklich gut macht. Dafür gibt es ein klares Daumen hoch!
Leider hat mich der Schreibstil weniger entzückt. Kaum gab es direkte Zwiegespräche und Interaktionen, war ich sofort voll und ganz mittendrin in der Geschichte und wurde unsanft herausgerissen, wenn der Autor wieder in den Erzählmodus wechselte. Der war dann so distanziert und emotionslos, dass ich zwar die perfekten Bilder vor Augen hatte, aber immer versucht war, die nächsten Seiten zu überfliegen, um schnell wieder in die Spannung zu kommen. Ob das der großen Erfahrung als Drehbuchschreiber geschuldet oder ob es gewollt ist, kann ich nicht beurteilen.
Scharfschütze von Christian Krüger ist ein spannendes Buch mit überraschenden Wendungen und liebenswert schrägen Charakteren. Intelligent geschrieben. Von daher eine Leseempfehlung von mir. Schade, dass mich der indirekte Erzählstil so gestört hat, aber das muss nicht allen Leserinnen und Lesern so gehen.
|| Ich würde mich übrigens freuen, wenn ihr euch – bei Interesse – dieses Buch im regionalen Buchhandel bei euch vor Ort bestellt. Damit steigen die Chancen, dass wir Buchfans auch in Zukunft noch gelegentlich dort bummeln und stöbern können.||
Christian Kärger
Christian Kärger, aufgewachsen im Allgäu, studierte an der Hochschule für Fernsehen und Film und arbeitete 30 Jahre als Drehbuchautor in München. Über hundert seiner Drehbücher wurden für Kino und TV verfilmt. Der Autor lebt heute in Memmingen.
Buchinfo: Scharfschütze von Christian Kärger, erschienen bei Penguin, 9. September 2019, 528 Seiten, € 10,00, ISBN 978-3-328-10310-3. Vielen Dank für das Leseexemplar.
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