John Strelecky: Was ich gelernt habe

Warum gestatten wir es eigentlich Menschen, uns Etiketten aufzudrücken, mit denen wir nicht einverstanden sind? Was können wir gegen die kleinen bösen Teufelchen tun, die uns zuflüstern, wir würden den Ansprüchen nicht genügen? John Strelecky räumt mit diesen Altlasten auf.

Ich gestehe, ich war total begeistert, als ich völlig überraschend John Streleckys neues Buch Was ich gelernt habe auch dem Briefkasten gezogen habe. Völlig passend wurde auch noch das Wetter schlechter und ich hatte die perfekte Ausrede für ein Wochenende mit Buch und Katze auf der Couch.

Dabei hasse ich Lebensratgeber. Und im Grunde ist Was ich gelernt habe ja genau das. Meist sind solche Bücher nicht mehr als erhobene Zeigefinger in Papierform. “Schau, ich war schlecht. Dann habe ich dies und jenes gemacht und jetzt bin ich toll. Wenn du es ganz genau so machst wirst du auch toll.”

Optisch und stilistisch liebevoll

Genau hier unterscheiden sich Streleckys kleine Bücher. So liebevoll wie die optische Gestaltung – die Illustrationen stammen von Root Leeb – ist der Schreibstil. Dass der auch in der deutschen Übersetzung so warm und herzlich ist, verdankt Was ich gelernt habe der sensiblen Übersetzung durch Bettina Lemke.

Doch zurück zum Inhalt. Den erhobenen Zeigefinger sucht man bei John Strelecky vergebens. Ruhig und freundlich erzählt er Geschichten aus seinem Alltag. Ob wirklich erlebte oder fantasievoll erfunden, ist dabei egal, denn es ist so einfach, sich damit zu identifizieren. Wer von uns stand nicht schon vor Aufgaben, von denen wir dachten: DAS schaffe ich nie!

Weg mit dem stacheligen Kraut

Bei Strelecky war DAS ein stacheliges Kraut, das sich auf seinem Rasen breit gemacht hatte und ihm den Spaß daran verdarb, barfuß über das Gras zu laufen. Um es loszuwerden, fing er an einer Ecke an und zupfte und zupfte und zupfte. Bis er nicht mehr konnte. Um erschöpft und frustriert festzustellen, dass er nicht mal ein Viertel der Fläche geschafft hatte. Doch statt aufzugeben, änderte er seine Strategie. Künftig würde er immer, wenn er auf dem Weg vom Auto zurück ins Haus gehen würde, fünf Stachelpflanzen auszupfen! Nur fünf. Und da er viel unterwegs ist, wären das dann pro Tag mindestens 15 bis 20 Pflanzen. In Wahrheit waren es deutlich mehr, weil er bei jeder Runde mindestens 10 auszupfte. Bis ihn an einem Nachmittag die Lust packte und nur eine gute Stunde später war der Vorgarten wieder stachelfrei.

Es war nämlich genau das passiert, was wir alle kennen. Eine Aufgabe wirkt riesig. Wir kommen irgendwann auf die Idee, sie in viele kleine Aufgaben aufzuteilen, die wir Schritt für Schritt angehen. Und plötzlich sind wir von den schnellen kleinen Erfolgen so euphorisiert, dass wir freiwillig mehrere nacheinander angehen.

In Was ich gelernt habe gibt es noch mehr schöne Anregungen. Alle kein Hexenwerk, aber alle hilfreich für mehr Ruhe und Zufriedenheit in unserem Leben. Aber lest selbst. Es ist einfach schön.

Mehr von John Streleck: Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist: Auszeit im Café am Rande der Welt fand ich auch sehr bezaubernd.

John Strelecky

John Strelecky wurde 1969 in Chicago, Illinois geboren und lebt heute in Florida. Er war lange Jahre in der Wirtschaft tätig, bis ein lebensveränderndes Ereignis ihn im Alter von 33 Jahren dazu veranlasste, die Geschichte vom ›Café am Rande der Welt‹ zu erzählen. Er hatte bis zu diesem Zeitpunkt keinerlei Erfahrung als Autor. Und er hatte auch an keinen Schreibseminaren an der Universität teilgenommen.

Innerhalb eines Jahres nach Erscheinen hatte sich das Buch durch die Mundpropaganda der Leser auf dem gesamten Erdball verbreitet – es begeisterte Menschen auf jedem Kontinent, einschließlich Antarktika. Zudem errang es den ersten Platz auf der Bestsellerliste und wurde in über 30 Sprachen übersetzt.

Mittlerweile hat John weitere Bücher geschrieben, deren Botschaften Millionen von Menschen dazu ermuntern, ihr Leben nach ihrer eigenen Fasson zu gestalten. Aufgrund seines Schaffens wurde er neben Persönlichkeiten wie Oprah Winfrey, Tony Robbins und Deepak Chopra als einer der hundert inspirierendsten Menschen im Bereich Führung und persönliche Entwicklung ausgezeichnet. All dies berührt und verblüfft ihn nach wie vor.

Wenn er nicht gerade schreibt, ist er häufig mit seiner Familie auf Reisen in der Welt unterwegs.

Buchinfo: Was ich gelernt habe von John Strelecky, erschienen bei dtv, 18. September 2020, 224 Seiten, gebunden mit Lesebändchen, € 18,00, ISBN 978-3-423-28252-9. Danke für das Leseexemplar.


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