Madrid in den Zwanziger Jahren. Elisa führt ein Leben im goldenen Käfig. Eine luxuriöse Wohnung, prächtige Kleider, wertvoller Schmuck, gesellschaftliches Ansehen, all das hat sie. Doch ihr sehnlichster Wunsch, sich als Journalistin behaupten zu dürfen, bleibt ihr verwehrt.

Elisa war sieben Jahre, als vom Land zu ihrer Tante nach Madrid zog. Nach dem Tod ihrer Mutter wollte der Vater ihr ein besseres Leben bei der wohlhabenden Tante ermöglichen. Doch das wusste das kleine Mädchen nicht. Tagtäglich litt sie unter der strengen, lieblosen Tante und zerbrach sich den Kopf darüber, warum die Familie sie loswerden wollte.
Als die Tante sie mit dem reichen Bankierssohn Francisco verkuppelt, hofft Elisa auf ein freieres Leben. Doch der schöne Schein trügt. Francisco liebt sie, das steht außer Frage. Aber er hat kein Verständnis dafür, dass Elisa als Journalistin arbeiten möchte. Schließlich ist sie eine Frau. Damit gehört es zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu ihren Aufgaben, sich um die Bediensteten zu kümmern, Kinder zu gebären und ihrem Mann den Rücken frei zu halten. Doch damit will sich Elisa nicht arrangieren. Die Situation eskaliert.
Die Frau, das schmückende Beiwerk
Mit Die Journalistin – Der Preis der Wahrheit zeichnet Maria Reig ein Sittengemälde der Zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Frauen waren schmückendes Beiwerk ohne eigene Meinung und ohne eigenständiges Leben. Und was für Männer gilt, gilt für sie noch lange nicht. Während es für verheiratete Männer völlig normal ist, eine Geliebte zu haben – dafür muss die Frau doch Verständnis haben, das war ja schon immer so – entehren Frauen, die sich einen Liebhaber suchen, die Familie des Mannes.
Das ist übrigens auch dann der Fall, wenn die Frauen sich einen Beruf suchen. Klar kann Elisa schreiben. Zum Beispiel Gedichte, die sie dann bei Empfängen rezitieren kann. Aber doch nicht als Journalistin. Womöglich noch im Politikressort?!
Wirklich erst 100 Jahre her?
Ich bin immer wieder fassungslos, wie das Leben für Frauen vor 100 Jahren aussah, also zur Zeit, als meine Großmutter ein junges Mädchen war. Und genau deshalb macht es mich so wütend, wenn mir jemand vorschreiben möchte, wie ich mein Leben zu leben habe.
Auch wenn die Story für meinen Geschmack deutlich gestraffter hätte sein können, finde ich das Thema doch so wichtig. Vor allem junge Frauen sollten sich vor Augen führen, welche Rolle ihnen vor nicht allzu langer Zeit zugedacht war. Und dass sie sich auf keinen Fall die Butter vom Brot nehmen lassen, wenn es darum geht, ihre Träume Wirklichkeit werden zu lassen. Also auf: kaufen und lesen!
Maria Reig
María Reig, geboren 1992 in Barcelona, hat in Madrid Journalismus und Unternehmenskommunikation studiert. Ihren ersten Roman »Die Journalistin« hat sie zunächst durch Crowdfunding finanziert, bis ein großer spanischer Verlag darauf aufmerksam wurde und ihn zum Bestseller machte.
Übersetzung aus dem Spanischen: Sabine Giersberg.
Buchinfo: Der Preis der Wahrheit von Maria Reig, erschienen bei Goldmann, August 2021, 368 Seiten, Klappenbroschur, € 11,00, ISBN: 978-3-442-49095-0. Danke für das Leseexemplar.
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