Anne Perry: Callander Square

In den Gartenanlagen des vornehmen Callander Square werden die Leichen zweier Babys gefunden. Ob sie bereits tot zur Welt kamen oder gleich nach der Geburt getötet wurden, lässt sich nicht eindeutig feststellen. Inspector Pitt stehen schwierige Ermittlungen bevor.

Eigentlich sollten sie nur schnell einen neuen Busch in den Grünanlagen am Callander Square pflanzen, als zwei Gärtner beim Graben auf eine Babyleiche stoßen. Dem Zustand nach zu schließen, liegt sie bereits länger. Während einer von beiden vor Ort bleibt, verständigt der andere die Polizei. Bei der Bergung des toten Körpers findet diese noch eine weitere Leiche. Ebenfalls ein Baby. Inspector Pitt übernimmt die Ermittlungen in der vornehmen Gesellschaft und sticht dabei nicht nur in ein Wespennest.

Klar, dass Charlotte, seine Frau, bei so einem heiklen Fall nicht länger ruhig daheim sitzen kann. Schließlich haben sie sich bei einer anderen Ermittlung, einer brutalen Mordserie an jungen Frauen, kennengelernt. Und ihre Überlegungen und ihr detektivisches Geschick haben nicht unwesentlich zur Lösung beigetragen. Auch wenn sie sich keine Angestellten mehr leisten kann, wie früher bei ihren Eltern üblich, fühlt sich Charlotte nicht ausgelastet. Die Ermittlungen scheinen eine willkommene Abwechslung zu sein. Vor allem, weil ihre Schwester Ashley ja genau in diese vornehmen Kreise eingeheiratet hat und sich bestimmt als “Türöffnerin” betätigen kann. Und tatsächlich tragen die “Ermittlungen” der beiden jungen Frauen maßgeblich zur Lösung des Falls bei.

Band zwei wurde wieder verschlungen

Wie schon bei Band eins der Thomas & Charlotte-Pitt-Reihe, Der Würger von der Cater Street hat mich auch Callander Square wieder begeistert. Und wieder hatte ich mit kleinen Tobsuchtsanfällen zu kämpfen, wenn über den “Wert” von Hausangestellten diskutiert wurde. Besonders junge Mädchen und Frauen waren Freiwild und wurden von den Männern der “vornehmen Gesellschaft” nach Gutdünken für ihre Gelüste missbraucht. Unfassbar, dass das noch nicht so lange her ist und dass es heute noch Gesellschaften gibt, die das völlig ok finden. Der krasse Gegensatz dazu ist das junge Ehepaar Pitt. Nicht nur, dass Charlotte ihren Gefühlen gefolgt ist, unter ihrem Stand geheiratet hat und deshalb auf viele vertraute Annehmlichkeiten verzichtet. Nein, Thomas Pitt sieht Charlotte als vollwertige Partnerin und schätzt ihren scharfen Verstand. Im London des ausgehenden 19. Jahrhunderts alles andere als selbstverständlich.

Gut gefallen hat mir, dass Anne Perry gleich auf Seite eins mit beiden Füßen in die Story gesprungen ist. Zack, zwei tote Babys, heimlich verscharrt. Damit kann ich mich als Leserin gleich auf die Ermittlungen konzentrieren. Und mich prima auf falsche Fährten locken lassen.

Mit Callander Square ist Anne Perry erneut eine gute Kombination aus Krimi und Sittengemälde gelungen, was mir an Band eins schon so gut gefallen hat. Man braucht Der Würger von der Cater Street übrigens nicht gelesen zu haben, um der Handlung von Callander Square folgen zu können. Es gibt zwar immer wieder mal kurze Rückblicke, aber die hinterlassen keine Lücken für die weitere Story. Aber die Kennenlerngeschichte von Thomas und Charlotte ist einfach auch nett.

Lest einfach selbst.

Anne Perry

Anne Perry, 1938 in London als Juliet Marion Hulme geboren, verließ wegen einer drohenden Tuberkuloseerkrankung bereits als Kind England und lebte mit ihrer Familie zeitweise in Neuseeland und auf den Bahamas. 1959 kehrte sie nach England zurück und nahm den Namen ihres Stiefvaters an.

Einige Jahre verbrachte Anne Perry in Kalifornien und erst im Alter von 39 Jahren veröffentlichte sie ihren ersten Roman. 1979 erzielte sie ihren internationalen Durchbruch als Schriftstellerin. Anne Perry lebt heute zurückgezogen in den schottischen Highlands.

Buchinfo: Callander Square von Anne Perry, erschienen bei Adrian Verlag, 23.05.2022, 304 Klappenbroschur, € 13,95, ISBN 978-3985850617. Übersetzt von Alexander Schneider und Michael Tondorf. Danke für das Leseexemplar.

// Üblicherweise verlinke ich meine Rezensionen direkt zum Buch auf der Verlagsseite, damit Leserinnen und Leser bei Interesse gleich beim Verlag bestellen können, sofern es einen Shop gibt. Da das bei Callander Square nicht möglich ist, ist natürlich geniallokal eine gute Alternative, die den lokalen Buchhandel unterstützt. //


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