Natalie Dedreux führt Interviews, schreibt unter anderem beim Ohrenkuss, macht sich als Aktivistin für die Belange von Menschen mit Behinderung stark. Und sie hat das Down-Syndrom. In ihrem Buch Mein Leben ist doch cool! zeigt sie uns ihren Blick auf auf die Welt.

Natalie Dedreux und ich haben viel gemeinsam:
- Wir schreiben beide.
- Wir mögen beide Frankreich.
- Wir mögen beide keine Ungerechtigkeit.
- Wir haben beide kein Verständnis dafür, dass Frauen benachteiligt werden.
- Wir möchten beide, dass alle Menschen gesehen werden, egal ob mit oder ohne Einschränkung.
- Wir möchten beide, dass die Menschen in Frieden miteinander leben.
- Und wir lieben beide Kaffee!
Was uns unterscheidet:
- Natalie Dedreux ist wesentlich jünger als ich.
- Sie mag Karneval, ich eher nicht so.
- Sie reist deutlich mehr als ich, zumindest seit eine Katze bei mir lebt.
- Und Natalie Dedreux hat ein Chromosom mehr als ich. Das Chromosom 21.
Down-Syndrom ist nicht gleich Down-Syndrom
Noch immer haben viele Menschen eine völlig falsche Vorstellung von einem Leben mit Trisomie 21, besser bekannt als das Down-Syndrom. Sie sprechen Menschen mit diesem Syndrom Selbstständigkeit und Selbstbestimmung weitgehend ab. Dabei handelt es sich bei Trisomie 21 nicht um eine Erkrankung, sondern um eine genetische Besonderheit. Jährlich werden in Deutschland etwa 1.200 Kinder mit Down-Syndrom geboren, wobei die Diagnose alleine wenig über die Entwicklung der Kinder aussagt. Die ist individuell verschieden, weshalb auch der vorgeburtliche Bluttest umstritten ist. Das “Down” in Down-Syndrom stammt übrigens von dem englischen Arzt John Langdon Haydon Down, der das Syndrom zum ersten Mal beschrieben hat.
Doch zurück zu Natalie Dedreux und ihrem Buch Mein Leben ist doch cool. Nachdem ich das Buch gelesen habe, kann ich sagen, der Untertitel “Unsere Welt und was ich dazu zu sagen habe” bringt den Inhalt perfekt auf den Punkt. In kurzen, prägnanten Texten geht es von der Bretagne über Inklusion, von Corona nach Karneval, von Politik zu Kasalla, von Gleichberechtigung und Inklusion bis zum Ukraine-Krieg. Was mir daran besonders gut gefällt, ist der unverstellte Blick auf die Themen. Die Autorin sagt ihre Meinung, ohne falsche Rücksichtnahme, aber auch genauso ohne überflüssige Polemik. Einfach klar heraus.
Leichtfüßig und klar quer durch alle Themen
Ich schreibe selbst viel, wenn auch keine Bücher. Dabei achte ich immer genau auf einen logischen Aufbau der Texte, damit es Leserinnen und Leser leicht fällt, meinen Gedanken zu folgen. Vielleicht gefällt mir genau deswegen das leichtfüßige von A nach D nach X in manchen Texten. Dem ich übrigens problemlos folgen kann und das mich beim Lesen immer total wach hielt und einfach Spaß machte. Diese Erfahrung habe ich auch schon mit Superheldin 21 – Mein Leben mit Down-Syndrom von Verena Turin gemacht. Auch sie schreibt für den Ohrenkuss.
Ich finde, Natalie Dedreux hat ein bezauberndes Buch geschrieben. Ich mag es sehr und empfehle es auch sehr gerne weiter. Mein Leben ist cool hilft allen, die sich ein eigenes Bild von Menschen mit Down-Syndrom machen möchten. Denn es gibt noch viel zu viele völlig veraltete Klischees um diese genetische Besonderheit. Diese alten Zöpfe sollten wir endlich abschneiden. Bücher wie dieses helfen dabei.
Natalie Dedreux
Natalie Dedreux ist 1998 geboren. Sie ist Aktivistin, Journalistin und Bloggerin. Sie setzt sich für die Inklusion von Menschen mit Down-Syndrom ein. Sie kämpft gegen Spätabtreibung und gegen den für die Frühdiagnose verwendeten Bluttest. Für ihr Engagement wurde sie mit dem German Diversitiy Award, dem Bobby sowie dem 25 Frauen Award ausgezeichnet. Natalie Dedreux lebt in Köln.
Wenzel Rehbach
Dieses Buch ist zusammen mit Wenzel Rehbach entstanden. Er ist 1997 in Köln geboren und studiert an der Folkwang Universität der Künste in Essen. Wenzel Rehbach hat beim Schreiben assistiert und die Texte illustriert.
Buchinfo: Mein Leben ist doch cool von Natalie Dedreux, erschieben bei KNAUR, 04. Oktober 2022, 240 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, € 16,99, ISBN: 978-3-426-28617-3. Danke für das Leseexemplar.
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