Mina König: Mademoiselle Oppenheim

Mai 1932. Meret Oppenheim hat ihr Leben der Kunst verschrieben. Doch der bürgerliche Mief ihres Elternhauses an der Schweizer Grenze engt sie ein. Gemeinsam mit einer Freundin macht sie sich auf den Weg nach Paris.

Meret Oppenheim wächst in Steinen, einem kleinen Dorf nahe der Schweizer Grenze auf. Der Vater ist Arzt, die Mutter kümmert sich um Meret und ihre beiden jüngeren Geschwister. Der Wildfang entdeckt schon früh die Kunst für sich und fühlt sich in ihrem bürgerlichen Umfeld einsperrt. Richtig ausleben kann sie sich bei ihrer Großmutter, der Großhüssi, in der Schweiz. Auch sie war eine aufstrebende Künstlerin, hat an der Düsseldorfer Kunstschule studiert. Dann kamen Mann und Kinder und Großhüssi hat sich als Illustratorin einen Namen gemacht. Kein Wunder, dass sie das quirlige und begabte Mädchen fördert und unterstützt, wo sie nur kann.

Auf dem Weg in die Freiheit

Im Mai 1932 ist es endlich so weit: Meret verwirklicht ihren Traum und reist mit ihrer Freundin Irène nach Paris. Mit finanzieller Unterstützung durch die Eltern suchen sie sich eine kleine Wohnung und schreiben sich an einer Kunstschule ein. Eine Auflage des Vaters.

Schnell wird klar, dass diese Schule nicht zu Meret passt. Die junge Künstlerin ist ein absoluter Freigeist, möchte ihre Fantasie ausleben und keine Stilleben zeichnen, wie es die Professoren an der Schule verlangen. Mit diesen Übungen vergeudet sie nur ihre Zeit. Aber wie soll sie ihren Lebensunterhalt bestreiten, wenn sie sich nicht mehr an die Regeln ihres Vaters hält?

Splitternackt zum Erfolg

Als der berühmte Avantgarde-Künstler Man Ray Meret vorschlägt, ihm für seine Aktfotografie-Projekte Modell zu stehen, nimmt die Situation eine schnelle und unerwartete Wendung, denn Merets konservativer Vater hat kein Verständnis dafür, dass seine Tochter nackt Modell steht. Es kommt zum Bruch mit den Eltern.

Meret muss ihr Leben neu organisieren. Und hat damit Erfolg.

Eine starke Frau, die ihrer Zeit trotzt

Ich lese gerne Bücher über Frauen, die sich gegen die Regeln ihrer Zeit gestellt haben und ihren Weg gegangen sind. Die sich nicht haben klein machen und in von Männern vorgegebene Formen pressen lassen. Mademoiselle Oppenheim – Sie liebte das Leben und erfand die moderne Kunst von Mina König wird all diesen Kriterien gerecht. Ich war dem Buch sofort verfallen und habe das lange Wochenende genutzt, um mich “durchzufräsen”.

Besonders spannend fand ich die Mischung aus realer Biografie der Künstlerin und unterhaltsamer Ausschmückung der Autorin. Das Ergebnis ist eine absolut gelungene Symbiose und ein tolles und bewegendes Buch.

Mina König

Mina König ist das Pseudonym der österreichischen Autorin und Journalistin Emily Walton, die sich intensiv mit den Biografien bedeutender Frauen in der Geschichte beschäftigt. Als sie bei Recherchen auf Fotoaufnahmen von Meret Oppenheim aus den Dreißigerjahren und persönliche Briefe aus dem Nachlass der Künstlerin stieß, ließ sie das faszinierende Leben dieser außergewöhnlichen Frau nicht mehr los, und die Idee zu ihrem Roman war geboren. Mit ihrer Familie lebt sie im Süden von Wien.

Buchinfo: Mademoiselle Oppenheim von Mina König, erschienen bei Heyne, 10. August 2022, 512 Seiten, Paperback, Klappenbroschur, € 13,00, ISBN: 978-3-453-42564-4. Danke für das Leseexemplar.


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