Weihnachten ist Plätzchenzeit. Einige Sorten dürfen einfach auf keinem Teller fehlen. Zum Beispiel Vanillekipferl, Zimtsterne oder Hildabrötchen. Damit die dann auch schmecken wie bei Oma, hat Karola Fuhr ihre alten Familienrezepte durchforstet und 25 Plätzchen herausgesucht, ohne die Weihnachten bei ihr nicht Weihnachten ist.
Es gibt Bücher, die stürzen mich in einen Zwiespalt! Zum Beispiel “Backen wie gemalt”. Nicht, weil ich nicht gerne Weihnachtsplätzchen backen würde. Nein, dem kann ich mich nicht entziehen. Dazu habe ich meine Familie im Saarland in den letzten Jahren zu sehr angefixt. In schöne Dosen verpackt, sind sie einfach ein schönes Weihnachtsgeschenk. Die Dosen finden übrigens, ganz zufällig immer rechtzeitig zu Weihnachten, wieder zu mir zurück.
Die Pfälzer und die Saarländer
Nein, das Problem ist ein anderes. Dürfte ich als gebürtige Saarländerin überhaupt ein Buch mit dem Untertitel “PFÄLZISCHE Weihnachtsplätzchen” lesen? (Müsste das nicht eigentlich Pälzer Weihnachtsplätzja heißen). Und darf ich die dann tatsächlich backen? Damit folge ich einer Pälzer Anweisung. Als gebürtige Saarländerin. Poltisch korrekt ist das vermutlich nicht. Aber egal. Man muss auch mal bereit sein, Opfer zu bringen. Zumindest wenn die Ergebnisse lecker sind. Und davon könnt ihr ausgehen.
Beim Blättern durch das Buch bin ich tatsächlich an meine eigene, längst verstorbene Oma und ihre alten Kochbücher erinnert worden. Neben der großzügigen Verwendung von Eiern, Marzipan und Schokolade liegt das auch an der Bebilderung. Die wurde nämlich überwiegend in liebevoller Handarbeit von Sabine Frank gefertigt und unterstützt den “Retro-Charakter” des Büchleins.
“Backen wie gemalt” ist das perfekte Geschenk, für alle, die wie Oma backen möchten, aber nicht so recht wissen, wie sie das anstellen sollen. Karola Fuhr gibt eine kurze Einleitung zur Qualität der Zutaten, der Zubereitung von Hefe-, Rühr- und Hackteig (= Knetteig, also durchaus auch vegan möglich ;-)) und was man sonst noch für die gelungene Weihnachtsbäckerei braucht.
Kritische Schwiegereltern werden dahinschmelzen
Danach kann man dann die kritischen Schwiegereltern und die neue Flamme mit leckeren Plätzchen für sich gewinnen. Anisplätzchen, Dresdner Stollen, Haselnussmakronen, Spritzgebäck und Vanillekipferl überzeugen einfach alle. Zumindest alle ohne bekannte Lebensmittelintoleranz.
Bei mir stehen dieses Jahr die gefüllten Haselnussplätzchen (prima Eiweißverwertung) und die Marzipanhörnchen mit auf dem Backplan. Ich bin mir nur noch nicht sicher, ob ich für die saarländische Verwandtschaft dran schreibe, dass es “Pälzer Rezepte” sind.
Eine schöne Geschenkidee
Eine schöne Geschenkidee für die Vorweihnachtszeit. Vielleicht ja gleich zusammen mit den Zutaten für das ein oder andere Plätzchenrezept. Von mir eine klare Empfehlung.
Karola Fuhr und Sabine Frank
Karola Fuhr (*1940) stammt aus Dahn im Pfälzerwald und backt seit über 50 Jahren nach Emmy Brauns Kochbuch für ihre große Familie – und zwar immer in der angegebenen Menge des Buches und jede Plätzchensorte nur ein Mal im Jahr. Ihre Rezeptbeschreibungen sind schlicht gehalten und oft mit einem speziellen Tipp für das bessere Gelingen versehen.
Sabine Frank (*1956) ist seit vielen Jahren passionierte Brotmalerin und hat schon mehr als 1100 Exemplare aus Europa entdeckt und zu Papier gebracht. Ihre Werke stellte sie bereits im Ulmer Brotmuseum, in Luxemburg und in Frankreich aus. Seit 1999 arbeitet Sabine Frank an ihrem Lebensmittelarchiv zu dem schon Obst und Gemüse, Wein, Wasser, Butter sowie Törtchen und Plätzchen gehören. Sie hat ein Atelier in Berlin und eines in einem ehemaligen Lebensmittelladen am Gardasee, wo sie im Frühjahr und Herbst lebt und arbeitet. “Backen wie gemalt“ ist ihr erstes Backbuch.
Buchinfo: Backen wie gemalt von Karola Fuhr und Sabine Frank, erschienen bei Der kleine Buch Verlag, September 2015, 88 Seiten, Hardcover, 16,90 €, ISBN 978-3-7650-8648-9. Danke für das Leseexemplar.
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